Das ist eines meiner Herzensthemen, da ich selbst ein High Need Kind habe. High Need Kinder zeichnen sich im Neugeborenenalter dadurch aus, dass sie sehr anhänglich sind, sie lassen sich absolut nicht ablegen und sie brauchen viel Körperkontakt. Das sind nur ein Paar von den Eigenschaften, welche High Need Kinder haben. was sie sonst noch gemeinsam haben ist sie schlafen in der Regel weniger bzw. schwerer ein, als "normale" Kinder. Kinderwagen wird auch abgelehnt und sie sind generell schnell unzufrieden.
Warum schreibe ich über dieses Thema? ich möchte anderen Eltern zeigen, dass sie damit nicht alleine sind, außerdem fruchten Elternradgeber bei diesem Thema nicht so wirklich. zumindest habe ich diese Erfahrung machen dürfen. deswegen gibt es immer wieder Beiträge dazu, was bei uns geholfen hat und wie wir in den Verschiedensten Situationen mit unserer Tochter umgegangen sind.
Unsere Tochter hat von Tag 1 Schwierigkeiten in den Schlaf zu finden. Es wird langsam besser, sie ist jetzt fast 3 Jahre alt. Als ich mit ihr noch im Krankenhaus war, hat sie das erste mal so richtig gut geschlafen, als sie die Nacht in meinem Arm verbracht hat. das Beistellbettchen war eigentlich nur Deko. Nach dem wir wieder zu Hause waren, wurde es nicht besser. wir mussten schnell feststellen, dass sie es hasst im Kinderwagen zu liegen, also haben wir sie in die Trage gepackt und konnten mit ihr raus gehen. wir mussten allerdings feststellen, dass sie zu Hause auch nur mit Körperkontakt schläft. und am besten haben wir sie in ein Tragetuch gepackt, damit sie auch noch zusätzlich ihre Begrenzung bekommt. Bei uns hat sich dann schnell eingespielt, dass einer von uns das Kind in die Trage packt und sich dann auf den Gymnastikball setzt, um die Kleine Maus zu wippen. so ist sie am allerbesten eingeschlafen.
Bevor wir das aber raus hatten, sind wir stundenlang mit unserer Tochter auf dem Arm spazieren gegangen. Immer wenn wir Besuch bekommen haben, ist sie 5 min bevor es an der Tür geklingelt hat eingeschlafen. aber egal wie lange wir es versucht haben, sie ist einfach nicht eingeschlafen.
Tagsüber hat sich dann eingependelt, dass einer von uns sie ins Tragetuch gepackt hat und auf dem Gymnastikball gewippt ist. ich habe die ersten 4 Monate quasi auf diesem Ball gelebt, Tagsüber zumindest. Oder ich bin mit ihr Spazieren gegangen, mehrere Stunden. Sie ist auch immer wach geworden, wenn ich aufgehört habe mich zu bewegen, also an der Ampel stehen oder mal auf die Toilette gehen. egal wie tief sie geschlafen hat, sie wurde davon wach.
Als sie 10 Tage alt war, fing sie an jeden Abend mindestens eine Stunde durchzuschreien. in dieser Zeit habe ich sämtliche Ratgeber zum Thema Babyschlaf gelesen und was man alles machen kann. Nichts davon hat geholfen. Wir haben sie gepuckt, im Arm geschauckelt, weißes Rauschen angemacht, die Brust gegeben dauerhaft hat davon nichts geholfen. Natürlich hat sie sich ab und zu beruhigt, aber nach kurzer Zeit ging es wieder von vorne los. Wir haben dann beschlossen sie einfach weinen und schreien zu lassen und sie einfach im Arm gehalten und gewartet, bis sie vor Erschöpfung eingeschlafen ist. Dann hat sie meistens eine halbe Stunde geschlafen und wurde wieder wach. Zum Glück aber nur um nochmal etwas zu essen, danach ist sie wieder eingeschlafen.
Einer von uns musste auch immer Körperkontakt halten, sonst hat sie nicht geschlafen und ist sofort wieder aufgewacht. Als mein Mann wieder arbeiten gegangen ist wurde sie natürlich bei anhänglicher, was leider auch passierte, mein Mann durfte nichts mehr machen. Als sie noch sehr klein war haben wir uns abgewechselt mit dem Schlafen legen, aber irgendwann ging das nicht mehr und ich musste alles alleine machen.
Die Abendliche Schreiphase verging nach ca. 3 Monaten, was geblieben ist, die Schwierigkeiten zu schlafen. wir haben mit der Zeit ein für uns gutes System entwickelt. Bis sie 11 Monate alt war, habe ich sie zum einschlafen gestillt, Nachts natürlich auch noch. Allerdings wurde es Nachts irgendwann so schlimm, dass ich jede Stunde wach wurde, weil sie an die Brust wollte. Da habe ich dann entschieden, dass sie die Brust nicht mehr zum Einschlafen bekommt. Tagsüber hatte sie sich von allein fast komplett abgestillt. Abends gab es nur noch die Brust zum trinken und dann ging es ins Bett. der erste Abend war schrecklich, sie hat 2 Stunden nur geweint. In dieser Zeit haben wir sie abwechselnd im Arm gehalten. Nach den 2 Stunden ist sie eingeschlafen und hat das erste Mal, fast die ganze Nacht durchgeschlafen. Am nächsten Abend hat sie schon gar nicht mehr geweint. Aber sie fand erst nach 1 Stunde durchs Bett gewuselt in den Schlaf.
Es wurde dann wieder schwerer sie ins Bett zu bekommen. Ich habe mir dann angewöhnt sie durchs Haus zu tragen und Schlaflieder gesungen, bis sie so tief schläft, dass ich sie ablegen konnte. Dieser Prozess zieht sich bis heute.
Meine Tochter schläft seit ihrem 1. Geburtstag durch. Nicht jede Nacht, aber die meisten. Natürlich haben wir Phasen in denen sie schlecht schläft oder sie Nachts Hunger bekommt und ich dann mit ihr aufstehen muss, aber danach schläft sie ohne Probleme wieder ein.
Wir haben von Anfang an ein Familienbett, das haben wir auch immer noch, wir haben es nur etwas erweitert, damit alle Platz haben beim schlafen. Meine Tochter schläft quasi in ihrem eigenen Bett, mit der Möglichkeit sich an mich zu Kuscheln.
Nach unserer Erfahrung ist das das Beste was man machen kann.
Ich weiß das jedes Kind anders ist und andere Bedürfnisse hat. Was aber High Need Kinder alle gemeinsam haben, ist ihr hohes Maß an Körperlicher Nähe. Und beim schlafen brauchen diese Kinder auch sehr viel Nähe, also mein Tipp an alle Eltern mit High Need Kindern, lasst sie so lange es geht bei euch schlafen. Sie brauchen das. Ich verstehe, wenn einige Erschöpft sind vom Tag, weil das Kind nur fordert und man einfach keine Pause hat. Ich selbst kenne das nur zu gut. Aber Nachts brauchen uns unsere Kinder am Meisten, damit sie das Gefühl von Sicherheit nicht verlieren.
Ich fasse nochmal schnell zusammen was uns am meisten geholfen hat:
Kind in die Trage oder Tragetuch
auf dem Gymnastikball in den schlaf wippen
so lange wie möglich im Elternbett schlafen lassen
Das wichtigste ist, lasst euch nicht unterkriegen. Es ist hart und es ist Anstrengend und der gemütliche Tag im Café muss noch warten, aber am Ende wird es das Wert gewesen sein.
Alles Liebe und viel Kraft wünscht euch
Eva-Marie
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